AS: Die technologische Ohnmacht

Denken wir derzeit an Japan überkommt die meisten ein starkes Mitgefühl mit den Menschen die gerade schwierige Zeiten zu überstehen haben. Ich weiß nicht ob es noch anderen aus dem naturwissenschaftlichen oder ingenieurstechnischen Bereich so geht wie mir, aber ich verspüre zusätzlich einen Schlag in mein Technologiezentrum.

Für mich sind Technologien der Punkt an dem Wissen, das die Wissenschaft erarbeitet hat, für den Fortschritt der Menschheit Anwendung findet. Am Beginn dieses Prozesses stehen Studenten der Naturwissenschaften und Ingenieure, die sich diese Welt genau anschauen und sich ihre Abläufe zu nutzen machen. Es kann extrem geil und befriedigend sein die Dinge im Detail zu verstehen, die z.B. ablaufen wenn ein Teelicht brennt. Das schönste an der Teelicht-Technologie ist, man hat sie meist unter Kontrolle. Tja, ein Wort im letzten Satz ist nun wichtig für den weiteren Verlauf dieses Artikels… meist. Technologien hatten immer schon ihre gefährlichen Seiten und sei es nur unsere bahnbrechende Teelichttechnologie, die durch ein Missgeschick zu tödlichen Feuersbrunst mutieren kann. Ebenso Autos. Sie fordern weltweit ca. 1 Mio. Todesopfer pro Jahr und sogar unsere grünen Energiesparlampen fordern indirekt ihre Opfer in der Quecksilberproduktion in China. Das Leben ist kein Ponyhof und es gehört dazu, dass man sich Risiken aussetzt. Das gleiche galt für mich langer Zeit im Bereich der Kernenergie. Es war schon immer ein Risiko vorhanden, aber man hat es in Kauf genommen im Anbetracht des großen Nutzens und dem Gedanken daran, dass man etwaige Probleme sicher irgendwie mit unseren technischen Errungenschaften immer in den Griff kriegt. Man glaubt nicht an eine so unwahrscheinliche Verkettung von Umständen, dass man dieser Kernenergie ohnmächtig gegenübersteht und dem Strahlentod ins Auge blickt. Doch Fukushima und 1986 Chernobyl haben uns gezeigt wie unberechenbar diese Technologie noch immer ist und wie viele unvorhergesehene Ereignisse auftreten können, die man nicht auf der Rechnung hatte. Als man in der 1960er Jahren feststellte, dass die Unfallzahlen auf den Straßen zunehmen und immer mehr Menschen dabei umkommen, entwickelte man den Airbag um das Autofahren sicherer zu gestalten. Trial and Error: Man baut Autos (Trial1), Menschen sterben bei Unfällen (Error1), man baut Autos mit Airbags (Trial2), weniger Menschen sterben (Error2), usw.
Jetzt versuchen wir dies auf Atomkraftwerke zu übertragen und merken schon direkt, dass die Trial und Error – Methode nicht ganz so angebracht scheint. Soll heißen, man versucht alles mögliche bei der Konstruktion eines Meilers zu beachten, aber man kann nie zu 100% ausschließen, dass ein Ereignis eintritt, dass zum GAU führt.

Ich glaube auch Frau Merkel als studierte Physikerin ist eine Verfechterin von Fortschritt und Technologie (auch Werte die Deutschland ausmachen) und hielt im Glauben an die Wissenschaft daran fest, dass ein Risiko kalkulierbar klein ist und unter gediegenen Bedingungen die AKW friedlich weiter laufen werden. Doch auch bei ihr hat die bedrohliche Lage im Technologieland Japan zuerst an ihrer wissenschaftlichen Mentalität gekratzt und gezeigt, dass man nicht alles so unter Kontrolle hat, wie man es sich oft vorgaukelt und sie dann anschließend (auch politisch bedingt) zu einer Kehrtwende bewogen.

Aber lasst uns nicht in zu großen Aktionismus verfallen, denn der Drops ist noch nicht gelutscht in Japan und noch immer hab ich die Hoffnung, dass man trotz miserabelster Ausgangssituation (Erdbeben + Tsunami) das Pferd schaukeln kann. Sollte dies gelingen, würde sich mein wissenschaftliches Ego mit kalkulierbarer Wahrscheinlichkeit wieder für die Atomkraft prostituieren. Deshalb staunen wir noch kurz über das metaphorische Feuerwerk in diesem Abschnitt und schalten sicherheitshalber mal die alten Atommeiler, die gewisse Standards nicht erfüllen für immer ab und schlafen etwas besser.

P.S. Und wenn wir jetzt noch eine Lösung für die alten Brennstäbe finden würden… wird schon werden. 😉

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